Es droht dramatischer Verlust von alten Bäumen

Stadtgespräch: Bäume in der Stadt

Prof. Dietmar Zacharias und Ulf Jacob, Sprecher Bündnis lebenswerte Stadt (re.) beim Stadtgespräch
Prof. Dietmar Zacharias und Ulf Jacob, Sprecher Bündnis lebenswerte Stadt (re.) beim Stadtgespräch

Bäume in Städten haben mit extremen Herausforderungen zu kämpfen. Wie der Baumschutz in Bremen verbessert werden kann und was zu tun ist, um einen weiteren Verlust gerade von Altbäumen zu verhindern, dazu diskutierte Ulf Jacob, Bündnis lebenswerte Stadt und Mitglied des Beirates Findorff mit Dietmar Zacharias, Professor für angewandte und ökologische Botanik an der Hochschule Bremen im Klimacafe. Gerade größere und ältere Bäume sind von hervorragender Bedeutung für die „grüne“ Qualität einer Stadt. Bäume in der Stadt müssten alt werden dürfen, erläuterte Dietmar Zacharias. Vor allem die stark zunehmende Versiegelung von Flächen mache es Stadtbäumen schwer zu überleben. Die Belastungen im städtischen Raum seien enorm, der Klimawandel verstärke den Druck auf Stadtbäume. Hinzu kämen Hitze, Trockenheit, Streusalz und Krankheiten.

 

Bäume in der Stadt werden oft nur noch 30 – 40 Jahre alt. Deshalb gehören Altbäume ins Zentrum des Baumschutzes. Wichtigste Voraussetzung dafür ist: Bäume brauchen Platz und eine "Kontinuität des Standortes". Baumschutz sei mehr als Stammschutz, sagte Prof. Zacharias. So müsste mindestens der Kronenbereich tabu sein für jegliche Eingriffe und Belastungen. Die Baumschutzverordnung als Grundlage des Baumschutzes entfaltet allerdings nur Wirkung bei konsequenter Anwendung und Kontrolle. Hier hapert es in Bremen. Gerade bei Baumaßnahmen kommt es häufig zu Schädigungen oder Fällungen von Bäumen. Auf Baustellen müssten daher Schutzmaßnahmen greifen und besser kontrolliert werden. Es brauche vor allem eine ökologische Baubegleitung, forderte Ulf Jacob vom Bündnis lebenswerte Stadt. Und sie bedarf der Ergänzung durch Festsetzungen zum Baumerhalt in Bebauungsplänen und Auflagen im Baugenehmigungsverfahren. Wichtig sei, dass die Baustandorte vor Planungsbeginn bekannt und in einem Baumbestandplan verbindlich dokumentiert werde, so Jacob. Zur Sicherung eines gesunden Stadtklimas brauchen auch Straßenbäume bessere Bedingungen. Sie benötigen ausreichend dimensionierten Wurzelraum, um eine gesunden Baumentwicklung zu gewährleisten. Insgesamt müsse die Grünausstattung in unterversorgten Stadtteilen wie in Teilen Findorffs oder in der Neustadt deutlich zu verbessert werden. Notwendig seien auch Vorrangflächen für das Grün. Wichtig sei vor allem auch eine fachlich fundierte und personell deutlich besser ausgestattete Grünplanung in Bremen, waren sich die Beteiligten einig. Mehr...

 

 

Extreme Trockenheit

Feuerwehr im Einsatz: Bäume retten im Park

Die anhaltendeTrockenheit dieses Jahr hat die Bäume in der Stadt und in den Parks bereits erheblich geschädigt. So auch im Bremer Bürgerpark: Hier haben die Seen und Kanäle des Parks einen historisch niedrigen Wasserstand. Um weitere Trockenschäden an den Bäumen zu vermindern, kam jetzt die Freiwillige Feuerwehr am Lehesterdeich zum Einsatz. In einer großen Hilfsaktion hat die Feuerwehr mit ihrer stärksten Pumpe (die übrigens gerade beim Moorbrand in Meppen eingesetzt wurde) Wasser vom Torfkanal in die Wasserzüge des Bürgerparks gepumpt - rund 8000 Liter pro Minute. Bereits im Sommer hatte die Freiwillige Feuerwehr den Bürgerpark beim Bewässern der Bäume unterstützt. Bürgerparkdirektor Tim Großmann dankte der Feuerwehr für ihre großartige Unterstützung und hofft, dass gerade die jungen Bäume jetzt erst einmal über die nächsten Monate kommen.

 

Das ganze Ausmaß der Folgeschäden wird aber erst in den nächsten Jahren sichtbar. Wir müssen deutlich mehr für die Kontrolle, Pflege, Sanierung und Neupflanzungen investieren als bisher, das das heißt mehr Geld und Personal für das Stadtgrün, um unser Stadtklima in Zeiten des Klimawandels zu verbessern.  

 

Lesen Sie dazu auch den Artikel in der Bild Zeitung...

 

 

Kein Kahlschlag für freien Blick auf Neubau

Bauen nur mit Grün

Erster Erfolg unserer Aktion: Der Umweltsenator stoppt die Planungen für ein Ärztehaus auf dem Gelände des St.Joseph-Stiftes vorerst. „Gesunde alte Bäume, die ihren Ort in besonderer Weise prägen, haben eine enorme Bedeutung und sollen, wenn irgend möglich, erhalten werden.“ so heisst es jetzt. Dass man im Ressort erst durch unseren Protest auf die geplante Fällung aufmerksam geworden ist, irritiert die Schwachhauser Beiratssprecherin Barbara Schneider. „Ich hätte erwartet, dass die Behörde sorgfältiger an solche Planungen herangeht und dem Baumschutz mehr Bedeutung beimisst“, kritisiert sie zutreffend.... Mehr hier im aktuellen Weser Kurier.

 

Neue Wohnungen, Kitas, Schulgebäude oder Ärztehäuser - in Bremen wird intensiv gebaut. Bis zu 2400 Baugenehmigungen sollen es dieses Jahr werden. Doch beim Bauen wird der Schutz und Erhalt von Bäumen und Grünräumen oft nicht ausreichend berücksichtigt. Den Bauvorhaben fallen immer wieder Bäume zum Opfer, obwohl diese problemlos erhalten werden können. Als typisches Beispiel zeigt das die Planung für ein Ärztehaus auf dem Gelände des St.Joseph-Stiftes an der Schwachhauser Heerstraße. Der vorliegende Bebauungsplan des Bauressorts beinhaltet hier die Fällung von 15 der 16 dort vorhandenen Bäume - auch von Großbäumen wie einer vitalen alten Linde, die dem Bau selber nicht im Wege steht. Dieses Beispiel steht aus Sicht des Bündnisses stellvertretend für einen in Bremen weit verbreiteten nachlässigen Umgang mit Stadtgrün und für die oft mangelnde Berücksichtigung von Bäumen in der Bauplanung. Besonders gravierende Fälle der jüngeren Vergangenheit waren die Projekte Jacobs-Park in Schwachhausen und Holtheim in Oberneuland.

 

"Bauen mit Grün ist möglich, man muss es nur wollen," so Ulf Jacob, Sprecher des Bündnisses grünes bremen. „Das Beispiel zeigt: Hier wird offensichtlich das architektonische Prinzip "freie Sicht auf den Neubau" über den Wert von geschützten Bäumen gestellt.“ Es fehle letztlich auch an politischem Willen, Schutz und Erhalt von Grün in der Planung und beim Bauen angemessen zur Geltung zu bringen, so Jacob. Das betroffene Gebiet ist bereits heute in weiten Teilen versiegelt. "Umso wichtiger wäre es, Bäume und Grün hier so weit wie möglich zu erhalten", fordert Gunnar Oertel vom BUND. „Gerade in Zeiten dramatischen Klimawandels und in verdichteten ökologisch stark belasteten Stadtquartieren muss vorhandenes Grün, vor allem Altbäume, einen höheren Stellenwert bekommen.“ So müssten ganz am Anfang von Bebauungsplan- und Baugenehmigungsverfahren Baumbestandspläne verpflichtend vorgelegt werden. Das ist bisher i.d.R. nicht der Fall. Sind diese Informationen im frühzeitigen Stadium bekannt, ließen sich die wertgebenden Grünstrukturen und Bäume beim Bau durch geschickte und intelligente Planung besser erhalten. Voraussetzung sind allerdings der politische Wille und eine engere Zusammenführung von Umwelt- und Baubelangen im zuständigen Ressort.

 

 

Hier weitere Informationen zum Umgang mit Baumschutz in der Bauleitplanung am typischen Beispiel des BPlan Ärztehaus St.Joseph-Stiftes (Bebauungsplan 129).

 

Lesen Sie auch einen Bericht im Weserreport dazu.

Das Bündnis für eine lebenswerte Stadt

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